Rheinmarathon 2023

Der Schmerz geht und der Stolz kommt.“

 

Mit dieser im Nachhinein sehr treffenden Einschätzung hat der Ruderclub Germania Düsseldorf zum alljährlichen Rheinmarathon geladen, um am 7. Oktober 2023 eine Distanz über 42,8 km von Leverkusen bis nach Düsseldorf zu rudern.

Trotz intensiver Vorbereitungen samt mentaler Einstimmung auf unruhige Gewässer hatte der Verein bereits im Vorfeld der Regatta mit einer besonders problematischen Brandung zu kämpfen, als alle gemeldeten Mannschaften von einer Krankheitswelle überrollt wurden. Aus ursprünglich drei registrierten Booten konnte schlussendlich ein spontan zusammengestellter Doppeldreier an den Start gehen. Die Mannschaft der Neckar II setzte sich zusammen aus dem erfahrenen Fußsteuermann Philipp, dem Routinier Simon auf Schlag, und dem Regattaneuling Hannes, der dem Boot auf mittiger Position die gewünschte Wasserlage und Stabilität verleihen konnte.

 

Nach der Ankunft in Leverkusen wurde zügig aufgeriggert und das Boot abgeklebt, um einen Wassereintritt und damit auch den Einsatz der verbauten Pumpe möglichst lange hinauszuzögern. Vor dem Start konnte man sich anschließend mit der Konkurrenz vertraut machen, welche die gesamte Leistungsbreite repräsentierte. Der Anblick ehemaliger Rennruderer trug zu einer realistischen Einschätzung des eigenen Vermögens bei. Hingegen freute man sich insbesondere über eine Mannschaft, bei der die Nutzung einer Boombox, eines sich im Laufe der Fahrt leerenden Bierfasses, sowie eines Einmalgrills als Auftriebskörper nahe lag.

 

Bei Sonnenschein, Temperaturen um die 20 °C und einer angenehmen Prise Wind konnte die Mannschaft um kurz vor 12 Uhr von der Pritsche des RTHC Bayer Leverkusen ablegen. Schnell wurde ein guter Rhythmus gefunden und im Nu waren die ersten 10 km gerudert, die an der eindrucksvollen Industriekulisse des Chempark Leverkusen vorbeiführten. Mit einer klaren Vision navigierte der Steuermann auf der idealen Strömungslinie des Rheins, was gepaart mit dem entsprechenden Druck auf den Blättern und einer ruhigen Rolle zu ersten Überholmanövern verhalf. Diese zusätzliche Motivation stellte sich früher als erhofft als nötiger Faktor heraus, als hinter einer Flussbiegung das rheinische Bermudadreieck wartete. Das Mobilisieren der vorhandenen Kraftreserven und der Blick ins Boot ermöglichte der Mannschaft dem Sturm zu entkommen, um sich in der Halbzeitpause mit ausreichend Elektrolyten und Kohlenhydraten zu betanken und damit für die zweite Hälfte des Marathons zu wappnen.

 

Der weitere Verlauf war geprägt von einem Wechsel ruhiger Passagen, in denen die Mannschaft die einstudierte Technik zum Besten geben konnte, und windigen Korridoren, die Zweifel an der eigentlichen Fahrtrichtung schürten.

Abwechslung bot hier die wunderschöne Kulisse der Rheinauen und eine Vielfalt an Booten und Mannschaften. Knapp 1000 Teilnehmer in 200 Booten nahmen am diesjährigen Event teil und reisten unter anderem aus Istanbul und Barcelona an. Neben schnittigen Carbonkonstrukten wurden traditionelle Boote aus Vollholz in klassischer Klinkerbauweise zur Schau gestellt und verzückten so die Zuschauerschaft.

 

Mit dem Passieren der Rheinschleife am Naturschutzgebiet Zonser Grind kamen bereits die südlichen Ausläufer des Düsseldorfer Stadtgebiets in Sicht. Als anschließend die Fleher Brücke unterfahren wurde, begann für die Mannschaft ein Endspurt der letzten 5,5 km. Der erfahrene Kapitän visualisierte die verbleibende Distanz mit den Äquivalenten der Mannheimer Hausstrecke und ermöglichte so das volle Ausschöpfen des verbleibenden Potentials. Als kurz darauf die Josef-Kardinal-Frings-Brücke passiert wurde und das Ziel bereits in Sicht war, kannte die Euphorie keine Grenzen mehr. Vergessen waren die schmerzenden Unterarme aufgrund zu sportlich eingestellter Skulls, ungeplante Trinkpausen, geplatzte Blasen an den Händen sowie stechende Beinkrämpfe.

 

Mit einer Zeit von 02:33:33.0 erreichte das Trio einen respektablen 4. Platz in der Doppeldreier-Klasse und verwies den Party-Dreier auf den letzten Platz, was mit einer Wurst im Brötchen und einem kühlen Getränk gefeiert wurde.

Der MRC dankt der Germania Düsseldorf sowie dem RTHC Bayer Leverkusen für die hervorragende Verpflegung und Organisation der Regatta, an der im kommenden Jahr hoffentlich eine Vielzahl von Booten des MRC um den Sieg fahren kann.

Autor: Mannheimer Ruder Club 1875 e.V.

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