BILAC 2022: Rund um den Zollhof

Aarbergstrasse 29, CH-2503 Biel - die Fahrt wird eine einfache Sache, das dachte sich auch der Autor dieser Zeilen. Weit gefehlt! Wie Autor und Mannschaft später noch am eigenen Leib erfahren sollten.

Eingeladen hatte der Verein BILAC am 18. September 2002 zur 21. Ausgabe der gleichnamigen Langstreckenregatta, welche auf den Juragewässern ausgetragen, zu den größten Breitensportveranstaltungen der Schweiz zählt. Besonderheit ist hierbei, dass gleich drei Strecken vorgehalten werden, die Entscheidung auf Basis der Wetterprognose aber erst während der Anreise bekannt gegeben wird. Eine weitere Besonderheit war dieses Jahr, dass die Kollegen aus Worms den Anhänger samt unseren Booten in die Schweiz gebracht haben, weshalb bereits Donnerstagabend alles zum Standort Lampertheim, Adresse Außerhalb 45, gebracht wurde. Das selbstsichere Auftreten des Autors hinsichtlich seiner Navigationsfähigkeiten bröckelte bereits hier, hatte das Navi doch Schwierigkeiten das Ziel zu finden: “Ja wo Außerhalb von Lampertheim soll es denn bitte hin?”.

Tags darauf auf der Anreise schien alles glatt zu gehen, bis zur Pipi-Pause. Eine Ausfahrt direkt vor der Grenze war schnell gefunden, doch stellte diese sich direkt als die Falsche heraus. Also einmal um den Kreisverkehr herum, über die Kreuzung und zurück auf die Autobahn. Gleich die nächste Ausfahrt, die muss es jetzt sein. Der Buslenker Philipp W. steuerte uns zielsicher auf die Ausfahrt, doch Niklas M., welcher aus der letzten Busreihe das Elend bereits verfolgte, stellte schnell fest, dass hier wieder etwas nicht stimmte. Gab es doch nur die Spuren “Transit” und “Import”. Wir waren in der LKW-Abfertigung des Zolls gelandet. Nach kurzer Diskussion wurden wir seitlich heraus gewunken und durften das Gelände verlassen. Erneut ging es einmal um den besagten Kreisverkehr herum, über die Kreuzung und zurück auf die Autobahn. Im dritten Anlauf dann erreichten wir unser Etappenziel, die Raststätte am Zollhof in Basel. Eine Flasche Rivella, ein Schweizer Erfrischungsgetränk, beruhigte die Gemüter wieder.

Der Streckenentscheid fiel auf die Flussstrecke, welche auf 36km von Solothurn auf der kurvigen Aare bis Büren und zurück führte. Nach dem Aufriggern und einer kleinen Testfahrt ging es mit dem Bus weiter zum Hotel nach Biel. Buslenker Philipp W., welcher voller Vertrauen ins Navi den Anweisungen folgte, bugsierte uns plötzlich von der Autobahn. Abgelenkt vom Flughafen Grenchen und dem Sitz der Luxus-Uhrenmarke Breitling fiel erst nach einer Weile auf, dass wir in die völlig falsche Richtung fahren. Das Navi müsse sich von ganz alleine verstellt haben, beteuert der Autor. Der Sachverhalt ist Gegenstand laufender Ermittlungen. Die Kantonspolizei Solothurn bittet um sachdienliche Hinweise

Am Regattatag zeigte sich das Wetter kühl und wechselhaft. Gestartet wurde auf der schmalen Aare per Massenstart in Sektoren. Unter Steuerfrau Christina R. starteten in der Marathon Thomas K., Patrick P, Hannah K. und Lisa A. Die Mannschaft der Fritz Marci unter der Leitung Philipp W. musste wegen eines kurzfristigen Personalausfalls zu 4. fahren. Niklas M., Robert M. und Jakob W. konnten sich in der Marci zu Beginn des Feldes positionieren, die Marathon ganz am Ende. Der Start mit 92 Booten ohne einen Startschuss hob den Begriff Chaos auf ein neues Niveau. Die Marci und die Marathon kämpften sich auf den ersten Kilometern durchs Feld. Der Fachbegriff "Überlappende Skulls" trifft dabei nicht annähernd die brachiale Gewalt, wenn zwei Adrenalin geladene Boote mit Schwung aneinandergeraten. Die Marci konnte bis zum Wendepunkt unter der Holzbrücke in Büren beständig Plätze gut machen und ging auf Platz 15 auf die letzten 18km im Begegnungsverkehr mit dem restlichen Feld. Kurz darauf wendete auch die Marathon, welche beständig Plätze gut machten, bis hierhin von keinem einzigen Boot überholt wurde und so als schnellster Mixed-Gig-Doppelvierer den letzten Streckenteil in Angriff nahm. Die Renntaktik von Philipp W. auf der Marci, nacheinander statt gleichzeitig Pause zu machen, brachte gleich 3 Plätze ein. 2 Rennboote musste die Marci dann aber wieder ziehen lassen, gleichzeitig gelang es 10km vor dem Ziel noch einen Achter aus Basel zu überholen. Schmerzerfülltes Stöhnen und Durchhalteparolen folgten nun in immer kürzeren Intervallen. Der Zieleinlauf wurde mangels Glocke durch ein heißeres "Biiep" des Sprechers bestätigt. Mit 1:37 min Vorsprung auf den nachfolgenden Basler Achter war die Marci das Drittschnellste Gig-Boot und insgesamt Platz 14 von 92. Die Marathon lieferte sich auf den letzten 15 Kilometern mit dem Thuner Rennvierer einen intensiven Zweikampf. Im entscheidenden Spurt spornte Steuerfrau Christina ihre Mannschaft beim Überholen an: "Zeigt denen wie man richrig rudert". Mit Erfolg, nach 2:55h machte die Marathon mit dem "Biiep" des Sprechers Platz 25 im gesamten Feld und Schnellster C-Gig Mix Vierer perfekt. Philipp W. und Christina R. zeigten sich ganz schweizerisch zufrieden: "Tip-Top".

Auch abseits des Wassers bot die BILAC einen spannenden Zweikampf. Hannah K. und Thomas K. lieferten sich ein enges Kopf-an-Kopf Rennen wer öfters zu spät am vereinbarten Treffpunkt erscheint. Am Ende war es ein Unentschieden. Für eine Karriere bei der Deutschen Bahn haben sich beide aber allemal qualifiziert. Und der Navigator? Der sollte beim nächsten Mal wieder besser zum Autoatlas greifen.

Autor: Mannheimer Ruder Club 1875 e.V.

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