Das Gewitter bleibt in Eberbach | MRC Ruderer üben sich im Schöpfen

Eberbach / Mannheim. Bei vielen Sportarten wird oft auf Statistiken zurückgegriffen. Würde man dies auch für die alljährliche Wanderfahrt von Eberbach nach Heidelberg tun, dann würde man sie wahrscheinlich gar nicht erst antreten. Man könnte sich entscheiden zwischen frühzeitigem Abbruch bei schwerem Unwetter oder vier Stunden Zwangspause vor der ersten Schleuse bei nicht abnehmender Rush Hour der Berufsschifffahrt. Das Endziel erreichen: keine Chance.

 

Diesen Umstand ignorierend (oder ihn einfach nicht kennend) machten sich 12 Ruderer des MRC am frühen Morgen des 09. Juni auf den Weg. Es ging vor allem auch darum, die neuen Vereinsmitglieder aus den Schnupperkursen zu begrüßen und entsprechend gut war die Stimmung. Voller Optimismus wurde abgeladen, geschraubt, befestigt und sogar eingecremt. Die Sonne schien wie noch nie und bereits nach kurzer Zeit waren die Pferde gesattelt: Drei Boote glitten in das (noch) ruhige Wasser des Neckars.

 

Die ersten Kilometer und Schleusen liefen völlig problemlos mit Ausnahme einer irrwitzige Anmerkung eines Teilnehmers, ob ‚das da hinten eine schwarze Wolke wäre‘. Rudertrainerin und promovierte Wanderfahrtsmeteorologin Antje räumte diese Skepsis mit einem „Das Gewitter bleibt in Eberbach.“ gekonnt aus dem Weg. Sie behielt Recht, vorerst.

Die Weiterfahrt zum Grillplatz gestaltete sich entspannt und vor Ort warteten Landdienst Hans und Doris mit allerlei Grillgut, kühlen Getränken und weiteren Köstlichkeiten. Ein großer Dank gilt noch einmal den beiden, ohne deren Bereitschaft solche Fahrten nicht möglich wären und das Clubleben nur halb so schön. Gegrillt wurde wie auch schon im letzten Jahr auf der Anlage des Segelvereins in Hirschhorn.

 

Nach einer ausgiebiger Pause, mit vollen Mägen und wieder verstautem Material sollte es dann auf den zweiten Teil der Etappe gehen. Zugegeben, die Wolken hatten sich ein wenig zugezogen und ein paar Tropfen kamen herunter, aber Aufgeben entspricht einfach nicht der Natur eines Ruderers. Mit noch einmal nachgetanktem Optimismus ging es zu den Booten.

Wie aus dem Nichts setzte dann ein Donnerschlag gleich einer mittelschweren Explosion unter zahlreichen grellen Blitzen diesem Vorhaben ein plötzliches Ende. Nicht einmal Minuten später kauerte die gesamte Crew auf engstem Raum. Starkregen peitschte durch die Luft, Blitz und Donner lieferten sich einen Wettkampf der Extreme und Windböen schoben Schaumkronen über den Neckar. Nur anwesende Segler hatten Tränen in den Augen vor Glück, „man seie nun sehr nah an einem Hochsee-Segelverein“. Von dieser Euphorie kam bei Trainerin Janine wenig an, die nach einiger Zeit schlagartig zu den Booten rannte: Es war tatsächlich so viel Wasser vom Himmel gekommen, dass zwei Boote drohten unterzugehen. Mit vereinten Kräften musste nun geschöpft werden, um einer erneuten Verschlechterung der alljährlichen Statistik vorzubeugen. Und es zahlte sich aus: Das Material ging nicht auf den Grund und nach einer Stunde Apokalypse konnten die Blätter wieder durchs Wasser gleiten.

 

Wenige hätten es für möglich gehalten, doch mit Verspätung, etwas durchnässt und voller Glückshormone waren gegen Abend die 35 Kilometer geschafft. Mit einem Gefühl von Stolz und Erleichterung erblickten die MRC´ler ihr Ziel: Die Durchquerung der Torbögen der alten Brücke vor der malerischen Kulisse der Heidelberger Altstadt samt Schloss. Eine wunderbare (fast sensationsfreie) Wanderfahrt findet ihr Ende und die neuen Mitglieder konnten viel Ruderluft schnuppern sowie kennenlernen, was es heißt als Mannschaft zusammenzuhalten.

Vielen Dank an alle Organisatoren, Helfer und Teilnehmer. Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr.

Autor: Mannheimer Ruder Club 1875 e.V.

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