Der Schleusenwärter hat immer Recht. Leider.

Strahlender Sonnenschein, angenehme Temperaturen um die 25°C, Feiertag, ruhiges Wasser, ein großer Haufen hoch motivierter Ruderer. Welch bessere Bedingungen könnte es für ein Wanderrudern geben? So machten wir uns am Morgen des 25. Mai vom Vereinsheim mit Bahn und Vereinsbus samt Booten auf Richtung Eberbach um dort die für einige allererste Wanderfahrt zu beginnen. Doch auch für einige der erfahrenen Ruderer unter uns sollte es auf dieser Wanderfahrt ein erstes Mal geben: Das Befahren einer Schleuse im Ruderboot, doch dazu später mehr.

Nach pünktlicher Abfahrt trafen wir gegen 9.30 Uhr in Eberbach am dortigen Ruderverein ein und begannen sofort damit, die Boote abzuladen und aufzuriggern. Mit Abschluss der letzten Vorbereitungen gab es noch eine, wie sich später herausstellen sollte, wichtige Ansprache zum Verhalten in und um Schleusen mit dem Ruderboot. Danach ging es ans Eingemachte: direkt neben der Bootswerft Empacher, der einige unserer Boote entstammen, ließen wir die Boote zu Wasser und starteten auf unsere erste Etappe von 10km zur Schleuse Hirschhorn.

Schon kurz nach dem Start stellten wir in unserem Boot fest: das läuft wie geschmiert! Gleichmäßige Schlagvorgabe der Schlagfrau, synchrones Aufdrehen und Eintauchen der Blätter, ein kräftiger Durchzug – diese Wanderfahrt würde für uns ein leichtes werden. So ruderten wir beschwingt in etwas mehr als einer Stunde mit kleinen Pausen zum Trinken oder Wechseln der Plätze die ersten 10km.

Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten war, dass auch ein anderer „Verein“ an diesem Tag scheinbar auf „Wanderfahrt“ war: Als wir zur Schleuse kamen, erreichte uns die Nachricht, dass wir ein Schiff abwarten müssten, da ein Schiff der Berufsschifffahrt mit uns dort angekommen war und nur eine Schleusenkammer zur Verfügung stand. Da dies zu erwarten war ließen wir uns davon nicht weiter stören und warteten im Einfahrtsbereich der Schleuse. Doch damit nahm das Unheil seinen Lauf. Ein gefühlt nicht enden wollender Strom derselben Reederei bahnte sich den Weg den Neckar herunter und bei jedem weiteren Schiff wurden wir auf das nachfolgende verwiesen. Nachdem wir die erste Stunde schlicht die Sonne genossen und uns damit abfanden, dass wir nicht mit einem solch großen Schiff in die Schleuse konnten (geschweige denn wollten), waren die darauffolgenden weiteren zweieinhalb Stunden deutlich schwerer zu ertragen, denn der Schleusenwärter weigerte sich beharrlich, uns von unserer Wartezeit in der prallen Sonne zu erlösen. Dann endlich erreichte uns die gute Nachricht: ein kürzeres Schiff hatte sich angekündigt, das uns Platz lassen würde, mit ihm geschleust zu werden. Die etwas schlechtere Nachricht bekamen wir erst als wir fast schon in der Schleuse waren: den wenigen Platz der uns blieb würden wir uns mit einem Sportboot teilen müssen. So kam es, dass wir dann unsere erste Schleusenerfahrung gleich als Floß aus vier Ruderbooten zwischen einem Frachtschiff und einer Yacht mit genau einer Leiter zum Festhalten machten. Doch wir meisterten die Herausforderung und kamen heil und froh 5,3 Meter tiefer wieder aus der Schleuse raus.

So kamen wir dann gegen 16.30 Uhr an der mit unserem Landdienst, Hans S. und seiner Frau Doris, vereinbarten Stelle zum Grillen an, statt wie vorgesehen um 13.00 Uhr. Über das schon vorbereitete Essen fielen wir dankbar her und stärkten uns nach dieser Tortur mit Grillfleisch, Salaten, Brot und Desserts. Für den ein oder anderen war das Bier nicht Abkühlung genug, weshalb das kühle Wasser des Neckars Abhilfe verschaffen musste.

Frisch gestärkt machten wir uns auf unsere (aufgrund des Zeitverlustes gekürzte) letzte Etappe nach Neckargemünd. Auf dem Weg erlebten wir auch noch das positive Beispiel der Schleusenbenutzung mit dem Ruderboot: keine Wartezeit, keine Berufsschifffahrt, eine Leiter für jedes Boot – herrlich. Bei der Ankunft in Neckargemünd erwarteten uns Hans und Doris schon und halfen uns beim Abriggern und Verladen der Boote. Beim Abladen am Ruderclub halfen noch einmal alle mit und ließen den trotz der Hindernisse tollen Tag danach bei einem Bier entspannt ausklingen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Antje L. für die Organisation der Schnupperwanderfahrt, Hans S. und Doris S. für den Landdienst und ihre Geduld, der Rudergesellschaft Eberbach und der Hochseeseglervereinigung Kurpfalz.

Autor: Mannheimer Ruder Club 1875 e.V.

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