Die Vogalonga, die alte und eine ungebrochene Liebe 2022

Am 05. Juni 2022 fanden sich tausende Ruderer aus der ganzen Welt auf einem 30 km langen Kurs durch Venedig zusammen um die 46. Vogalonga zu begehen. Die Vogalonga ist eine sportive, nicht kompetitive Ruderveranstaltung, die in der Lagune von Venedig stattfindet. Die ursprünglich als Protestaktion gegen die Beschiffung der Kanäle  geplante Strecke befreut sich mitleweile großer beliebt heit. Mit dabei der MRC mit "der" und "einer" "alten Liebe".


Die Beteiligten sind zuvörderst eine edelhölzerne Barkasse, die die Gemüter spaltet. Die Barkasse kann selbst nicht dafür, sie war nie für ‚agility´ gebaut, eher ist sie wie ein imposanter Körper in feinem Leder mit Nerz.

Ihre Gestalt und Form prägt die Geschichte, denn die Bewegungen, die um sie herum geschehen müssen, damit sie sich bewegt, sind herausfordernd und erfordern soziales Miteinander und Obacht. Kurz: Sie ist eine echte Diva, ein bisschen behäbig und aus der Mode gekommen, aber toll und eben liebenswert.

Dann Italien , bzw. Venedig – Aussenstelle Mestre: dass sich die Weltenecke lohnt, ahnt man bei der  Anmeldequote der Veranstaltung und vor dem Gotthardtunnel.

Last but not least: die ausgewählte Besatzung, die mitmachen mochte und das in vollen Zügen. Von den anfänglichen freitäglichen 6.00 Uhr bis zum späten dienstäglichen Reiseende war die Gesellschaft eine fröhliche, ideenreiche und vor allem eine gemeinsame Runde. Chapeau!

Wenn man von der Vogalonga hört, gibt es mehr als von einem sportlichen Ereignis zu berichten.

Unter rein sportlichen Aspekten ist die Vogalonga nicht einfach einzuordnen, obwohl man lange und viel rudert, um die ALTE LIEBE  in Bewegung zu halten und um ans Ziel zu kommen.

Es gibt natürlich eine Route und ein Ziel und einen atemberaubenden Start- Kanonenschuss auf dem adriatischen Meer  wie im echten Wettkampf, aber die Weltzeit, in der dieser Kampf stattfindet, verwandelt sich in eine riesige ungeordnete Zwölfstunden- Polka.

Der Tanz beginnt mit Booten in allen erdenklichen Formen aus ganz Europa, aber auch aus Kanada, Israel, Indonesien, Island und ebenso aus Halle an der Saale mit geschmierten Schrippen und Filterkaffee in der Thermoskanne.

Allen gemein und Bedingung war die stille und handgeführte Fortbewegungsart. Das konnte man nicht 1:1  von den Besatzungen berichten. Zwischen Polkaschlag, fröhlichen schlaglichternen französischen und italienischen Mannsleuten und auch Amazonen zeigen sich auch echte Kämpfer. Ihr Schlachtruf :  when you touch my boat -  I cut your hand

Aber das Meer trug das alles mit, manchmal mit etwas frischem Wind in südlicher Hitze, bis auf… ja bis auf den Zieleinlauf : die Kanalenge vor dem canal grande , dem Ziel.

Wie vor einem völlig verstopften Einlauf stauten sich die Boote aller Art. Kein Kamm, keine Bürste hätte all die Haare und Späne und Glasfieberflächen entwirren können, die Klänge, die Mentalitäten und den Krawall. Und die flüstertütenden Sirenen in schmucken italienischen Polizeikostümen waren dann irgendwann nur noch verschwitzt.

Wie die eine ungekochte Nudel in der Pasta passierten wir stromlinienförmig unter Jan‘ s Käpitänssteuerkunst ans Ende des Großen Kanals unter Ausrufung aller unserer

irdischen Geburtsnamen die Begrüßungsziellinie und waren stolz und glücklich.

Da ahnten wir, dass es viel mehr als ein sportliches Ereignis war, denn der ALTE LIEBE war es schon lange alles etwas zuviel geworden und sie wollte diese Nacht wieder trocken lagern, aber bitte in Mestre und nicht im verstopften Venezia .

Und nu ? …  es ging gut- und eigentlich geradezu reibungslos und flott ohne Nervenzusammenbrüche...

Am Heben und Senken unserer Barkasse - Fotos zeugen der Mithilfe von schweren Stahlseilen an mobilen Kränen- hat unser aller liebgewordener Machismo Tim, der in polyglotter Machismosprache sich im Italienischen wie geschmiert durchsetzte und sofort hilfsbereite dicke Freunde für uns fand – wir alle in sehr hübschen Vogalongashirts angetan (Dank Katrin) konnten aber auch gar nicht abgewimmelt werden.

Zwischendurch, aber mindestens abends,  haben wir an langem Tisch zusammen gesessen und italienisch gegessen und vielviel Spritz genossen, der fast nicht nach Alkohol schmeckte.

So war eigentlich die ganze Reise: immer ein paar Promille, aber ohne Alkohol.

Ciao Bella!

Best in Form waren :

Käptn und Obmann Jan K. und die Obleute Lina N. und Thomas K.

Katrin K. ; Lisa A. ; Hannah  ; LiSa ; Nela ; Soninha; Wiebke ; und unschlagbar Tim und Ditz

Mit dabei auch Ina und Andrea B.

Autor: Mannheimer Ruder Club 1875 e.V.

Datum: